1 — Einführung und Störungsverständnis
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<img src="/icons/exclamation-mark_pink.svg" alt="/icons/exclamation-mark_pink.svg" width="40px" /> Take Home Messages:
- Der soziale Aspekt des bio-psycho-sozialen Störungsmodells ist wichtiger als bisher berücksichtigt (nicht nur soziale Unterstützung).
- Die Partnerschaft als wichtigste soziale Interaktionsform spielt eine zentrale Rolle beim Verständnis von Störungen (als Auslöser aber ebenso für die Aufrechterhaltung, den Verlauf, die Remission und die Rückfallwahrscheinlichkeit).
- Problematisch ist ein Einbezug von Partnern mit der Annahme einer “gesunden” Person , die mithelfen kann.
- Akkurater ist eine We Disease - Einschätzung → beide leiden, doch beide haben auch Ressourcen (Ruderpartie-Metapher)
- We Disease Konzept erweist sich als nützlich bei den meisten psychischen Störungen.
- Der Einbezug von Partner erweist sich empirisch als hoch relevant und wirksam bei Individualtherapien.
- Co-Dependenz bei Abhängigkeitsstörungen ist nicht mit We Disease zu verwechseln.
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Relevanz des sozialen Aspekts beim bio-psycho-sozialen Störungsmodell
sozialer Stress als Störungsauslöser:
- Kritik, Abwertung
- sozialer Ausschluss
- Erniedrigung, Blossstellung
- Kränkung
- Zurückweisung
- Trennung
Einfluss von sozialem Kontext auf:
- Ätiologie
- Schweregrad
- Aufrechterhaltung
- Verlauf
- Remission
- Rückfall
Die Rolle der Partnerschaft im Rahmen psychischer Störungen
Überlappung zwischen Partnerschaftsproblemen und individueller Psychopathologie:
- Partnerschaftsprobleme wegen depressiven Symptomen (häufiger bei ♂️)
- Depressionen wegen Partnerschaftsproblemen (häufiger bei ♀️)
- besseres Befinden bei besserer Paarbeziehung
Kovariationen zu tiefer Partnerschaftszufriedenheit:
- klinische Depression
- depressive Verstimmungen
- mehr Störungssymptome
- mehr Inanspruchnahme psychosozialer Versorgung
- weniger erfolgreiche Psychotherapie
Wirkmechanismen
Kognitive Ebene
Erwartungs- / Pygmalioneffekt:
- implizite Erwartungen beeinflussen Leistung (Schulkontext)
- Störungsrelevanz: erwartungskonformes Verhalten wegen Erwartungen des Partners
- Expressed Emotion: negative Erwartungen gegenüber Patienten als bester Rückfallprädiktor
- Kritik (”Er liegt nur im Bett.”)
- Hostalität (”Er meint, ich hätte nichts besseres zu tun, als mich um ihn zu kümmern.”)
- Überfürsorge (”Ich muss alles für ihn machen, wie für ein kleines Kind.”)
Beliefs und Attributionen:
- Attribution negativen Verhaltens depressiver Patienten auf Persönlichkeitseigenschaften
- interdepente Selbstschemata
Behaviorale Ebene